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    10 | Schulen

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    Tafel 10| zu finden an der Karl-Marx-Straße 29, am Parkeingang neben dem Brunnen

    Schulen

    Die Tafel zwischen der Wilhelm-Leuschner-Gesamtschule und der Astrid-Lindgren-Grundschule wollen wir uns mit der ziemlich bunten Schulgeschichte Heiligenrodes befassen. So gab es im Verlaufe der Zeit mindestens sechs verschiedene Schulhäuser, die noch bekannt sind. Manchmal waren sie nacheinander in der Nutzung und zum Teil mehrere zur gleichen Zeit, so auch die beiden noch existierenden. Seit der Reformation haben die Landgrafen dafür gesorgt, dass auch in den Dörfern allmählich Schulen entstanden und die Eltern ihre Kinder häufiger zur Schule als zur Feldarbeit schickten. Aus alten Kirchenrechnungen geht hervor, dass schon 1665 ein Herr Pfannkuche acht Säcke (Metzen) Korn dafür erhielt, dass er Kinder unterrichtete. Somit gab es damals bereits eine überlieferte Schule im Ort, die vermutlich im alten Pfarrhaus in der Breiten Straße gelegen haben könnte. Die Schule wurde anfänglich noch in Sommer- und Winterschule unterteilt. Diese Unterteilung geht auf die zu leistende Feldarbeit zurück.

    Die Standorte der Schulen im Ort, mit Bildern und dem Standort der Tafel Nr. 10 - Schulen am Brunnen der Karl-Marx-Str.

    Das erste Schulhaus

    Von 1719 bis 1838 gab es ein offizielles Schulhaus in der Breiten Straße 7 / Ecke Opferhof, welches bis heute erhalten geblieben ist. Es besaß einen Schulraum und eine separate Lehrerwohnung. Bereits hier gab es einen Anbau, in Form eines Schuppens, zur Unterbringung der Feuerspritze für die örtlichen Feuerwehrleute. Auch in mindestens einer weiteren Schule ist die Nutzung als Feuerwehrstützpunkt überliefert. Von 1723 bis 1794 erhielt der Schulmeister jährlich Naturalleistungen von der Kirchengemeinde, also Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände oder Feuerholz. Aber auch Geldentlohnungen sind überliefert, so erhielt der Lehrer Trebing 1777 ein Gehalt für seine Dienste. Damit die Schulräume im Winter nicht auskühlten und immer angenehm beheizt waren, brachten die Kinder ein Stück Holz mit (die Schulklibber). Doch das waren nicht die einzigen Zuwendungen an den Schulbetrieb. Ein Hauptgrund vieler Eltern, ihr Kind nicht in die Schule zu schicken, war sicherlich die teure Schulgebühr. Eine Geldabgabe, die sich nicht jede Familie leisten konnte. Nebenbei arbeitete der Lehrer auch als Küster und Opfermann, also als Verwalter der Gelder des Kirchenkastens, im Namen der Kirchengemeinde und er bewirtschaftete das Schulland, ein Acker zur Selbstversorgung. 1817 verordnete der Kurfürst, dass die jährlichen Schulexamina öffentlich in der Kirche in Anwesenheit der ganzen Gemeinde stattfinden sollten, sicherlich eine nicht so beliebte Änderung bei den Schülerinnen und Schülern. Geprüft wurden mehrstimmiger Chorgesang, Lesen, Rechnen, Geografie, Naturkunde und religiöse Themen. Am Nachmittag gab es dann ein Fest für die Kinder und am Abend den Dorftanz für die Älteren.

    Das erste Schuöhaus von Heiligenrode mit angegliedertem Schuppen.Das erste Schulhaus von Heiligenrode aus 1719. Es steht an der Ecke Opferhof und Breite Straße. Das Haus ist noch erhalten und wird als Wohnhaus genutzt. Im Hintergrund steht das bereits versetzte Kirchenportal (etwa 1930er Jahre). 
    @Gemeinde Niestetal

    Die "Alte" Schule und Epidemien

    Das zweite Schulhaus stand auf dem heutigen Dorfplatz von Heiligenrode, einen Steinwurf von der ersten Schule entfernt. Es bestand zwischen 1838 und 1914 und besaß eine Lehrerwohnung im Erdgeschoss und Unterrichtsräume im ersten Stock. Auch diese Schule enthielt ein Gerätehaus für die Feuerwehr auf der Rückseite des Gebäudes, in der mindestens eine Feuerspritze untergebracht war.

    In der Schulchronik wird von mehreren Massenepidemien mit erstaunlichen Todeszahlen berichtet. So starben 1834 etwa 25 Schulkinder an einer Masernepidemie, 1847 starben mindestens 50 Schulkinder unter 10 Jahren an einer weiteren Epidemie, die nicht näher beschrieben wurde und im Kriegsjahr 1864 müssen zahlreiche Sterbefälle durch Cholera hervorgerufen worden sein. Nachdem 1910 die neue Schule in der Kasseler Straße bezogen wurde, wandelte sich die alte Schule zu einem Wohnhaus. 1976 wurde die „Alte Schule" schließlich abgerissen. Auf dem Dorfplatz erinnert das Denkmal „Kinder bewegen die Welt“ an das 1976 abgerissene Schulhaus und der Springbrunnen an den dort gelegenen "Kump" (Mehr hierzu bei der Tafel 12). 

    Zudem wurde wegen aufkommender Schulraumnot 1910 im Saal des Gasthauses "Zur Krone" unterrichtet, das gegenüber der Kirche in der Breiten Straße 2 zu lokalisieren ist. Zusammen mit der Schule am Möncheberg, der neuen Schule und der alten Schule, gab es 1910 sogar vier gleichzeitig genutzte Schulstandorte in Heiligenrode. 

    Alte Schule und Feuerwehr Heiligenrode Breite Str. 33 erbaut 1830 am Platz unter der Linde
    Die alte Schule wurde 1830 auf dem heutigen Dorfplatz erbaut. Im rechten Teil befand sich ein Bereich für die Feuerwehr und die Feuerwehrspritze. Am linken Teil befand sich der Kump (ein alter Brunnen und Tränke). Am linken Rand sieht man noch ein Stück der Schule am Möncheberg, die ebenfalls abgerissen wurde. @Gemeinde Niestetal

     Im Gasthaus zur Krone in der Breiten Straße 2 befand sich ein Schulsaal.
    Im alten Saal der Gastwirtschaft zur Krone, in der Breiten Straße 2, war ab 1910 ein Schulsaal untergebracht. 

    Die Schule am Möncheberg / Grüne Schule

    Wegen zunehmender Schülerzahl wurde 1876 zusätzlich gegenüber der Alten Schule in der Dorfstraße 17 ein neues Schulhaus gebaut, welches "Schule am Möncheberg" oder auch "Grüne Schule" genannt wurde. Die zweite Lehrkraft wohnte ab Oktober 1876 im Obergeschoss der neugebauten Schule und unterrichtete im Erdgeschoss. Nach der Schließung dieser Schule im Jahre 1914 gab es dort in Kooperation von Kommune und Kirche bis ca. 1920 einen ersten Kindergarten. Die Kommune stellte die Räumlichkeiten, die Kirche kam für das Personal auf.

    1930 musste die Schule schließlich reaktiviert werden, weil die Schule in der Kasseler Straße 24 einen sechsten Schulraum brauchte. Nach den ersten großen Angriffen auf Heiligenrode wurden im Herbst 1943 die Schüler des Dorfes nach Berndorf (Twistetal) im Kreis Waldeck-Frankenberg evakuiert, nur wenige blieben in Heiligenrode. Sie waren entweder bei Familien in Nieste untergebracht und gingen dort auch zur Schule oder sie nahmen gar nicht am Unterricht teil und blieben zu Hause. Im ehemaligen Schulsaal wurden schließlich holländische und belgische Zwangsarbeiter untergebracht, mit denen die Kinder Kartoffeln gegen Holzschnitzereien tauschten.

    Nach dem zweiten Weltkrieg bot das Gebäude, ebenso wie die gegenüberliegende Alte Schule, Unterkunft und bezahlbaren Wohnraum für sozial schwache Familien. Das Gebäude an der Dorfstraße / Ecke Kleine Gasse wurde schließlich in der Nachkriegszeit abgerissen.

    Grüne Schule, Schule am Möncheberg, Dorfstraße 17.
    Die Grüne Schule / Schule am Möncheberg stand in der Dorfstraße 17, direkt neben der Bäckerei Heere. Das Gebäude wurde 1972 abgerissen. Nun ist an selber Stelle die Kraftsportabteilung des TSV Heiligenrode beheimatet. 
    @Gemeinde Niestetal

    Die "Neue" alte Schule

    Um 1910 wurde in der Kasseler Straße 24 wieder ein neues Schulhaus gebaut, wieder mit einem Schulsaal im Erdgeschoss und einer Lehrerwohnung im ersten Stock. Das Schulhaus stand direkt neben dem Heiligenröder Bürgermeisteramt an der Kasseler Straße und dem dahinter gelegen "Käsperplatz" in der Schulstraße (Kesper für Kirsche, wegen den vielen Kirschbäumen zwischen dem Platz und der Niestetalstraße). 

    Bis 1914 wurde die Schule um vier weitere Schulsäle erweitert, und die beiden Schulen an der Dorfstraße wurden aufgegeben. Ab 1930 wurde noch ein sechster Klassenraum benötigt und so wurde der Schulsaal der Grünen Schule kurzerhand reaktiviert. Zu Beginn des Krieges richteten die Nationalsozialisten auf dem Dach der Schule einen Beobachtungsposten, eine SS-Befehlszentrale und einen Sanitätsunterstand ein. Durch die Nutzung des Dachstuhls konnte das Gebäude beim Bombenangriff am 3.10.1943 sofort gelöscht werden. Die drei Brandbomben richteten fast kein Schaden an.

    Ab Mai 1945 wurden die Schule und die Lehrerwohnung kurzfristig von den Amerikanern beschlagnahmt und als Offiziersunterkunft genutzt, aber schon am 14.10.1945 konnte der Unterricht wiederaufgenommen werden. Hier wurden jeweils zwei bis drei Jahrgänge gemeinsam in einer Klasse mit bis zu 70 Kinder unterrichtet. Schon wenig später stiegen die Schülerzahlen drastisch an, sodass im November 1946 bereits 427 Kinder in 10 Klassen im Schichtunterricht beschult wurden. Der Krieg hatte zudem einen Lehrermangel hinterlassen, mache sind "gefallen", andere noch in Gefangenschaft und mache wurden zu vier Jahren Zwangsarbeit verurteilt, da sie aktive Nazis waren. Weil die Kinder der ersten Nachkriegsjahre unter Mangelernährung litten, wurde ab September 1947 die allgemeine Schulspeisung eingeführt. Auch die Versorgung mit Schuhen und Kleidung war so schwierig, dass die Kinder oft in zu großen oder kleinen Sachen herumlaufen oder sich mit Alternativen behelfen mussten. Ab Ostern 1949 wurde eine Holzbaracke mit zusätzlichen Unterrichtsräumen für zwei weitere Klassen aufgestellt. Die Nutzung musste bis zur Fertigstellung der beiden aktuellen Schulen ausreichen. Nach dem Umzug wurde das alte Schulhaus noch als Gemeindebücherei und durch die Gemeinde Heiligenrode genutzt. Schließlich musste die Schule dem Neubau des Ärztehauses weichen und wurde 1972 abgerissen.

    Foto Schule

    Foto Schule mit Schulhof

    Foto Schule Innen

    Foto Schule Abriss

    Foto Umzug mit Klavier

    Die heutigen Schulen

    Die Grundschule
    Nach einem Gemeindevertreterbeschluss vom August 1955 über den Neubau einer Schule, wurde der 1. Bauabschnitt ab Februar 1958 für die Klassen 5 bis 9 genutzt, während die Grundschüler weiter in der Kasseler Straße blieben. Bis 1970 folgten weitere Bauabschnitte.  Ab dem 1. August 1969 wurden Kinder aus Heiligenrode und Sandershausen hier in einer Förderstufe mit den Klassen 5 und 6 unterrichtet, die älteren Kinder (7. bis 9. Klasse) fuhren nach Sandershausen. Ab August 1971 wurden in der heutigen Grundschule die Klassen 7 der neu gegründeten integrierten Gesamtschule untergebracht, bis der Neubau in der Karl-Marx-Straße bezugsfertig war. Seit 1972 ist die Schule in der Friedrich-Ebert-Straße eine Grundschule, die seit Herbst 1995 Astrid-Lindgren-Schule heißt. 

    Die Gesamtschule
    Am 18.07.1968 erläuterte die damalige Staatssekretärin Frau Dr. Hamm-Brücher dem Kreistag den Schulentwicklungsplan für den Landkreis Kassel. Der Kreistag beschloss daraufhin, dass im Kreis 6 weiterführende Bildungseinrichtungen in Form von Gesamtschulen errichtet werden sollen. Mehrere Standorte wurden diskutiert und verworfen, bis man sich schließlich auf einen Standort an der Karl-Marx-Straße in Heiligenrode einigte. Im September 1972 wurde der zwanzig Räume umfassende 1. Bauabschnitt der neuen Gesamtschule eingeweiht. Bis 1976 folgten zwei weitere Bauabschnitte. Ab Oktober 1977 besuchten auch Schüler aus Staufenberg (dem sogenannten Obergericht) die Gesamtschule in Heiligenrode. Seit Dezember 1979 heißt die Schule Wilhelm-Leuschner-Schule

    Angrenzende Liegenschaften
    Der angrenzende Festplatz, auf dem sich heute u.a. die Begegnungsstätte Niestetal befindet, lag in unmittelbarer Nähe zu weiteren Errungenschaften Heiligenrodes. Zum einen 
    die Gemeindeturnhalle in der Karl-Marx-Straße 32 (seit 2022 Manfred-Moll-Halle), die in 1964 eingeweiht wurde, der Kindergarten Am Park in der Friedrich-Ebert Straße 7a, der seit dem 1. September 1972 betrieben wird und der Kindergarten Regenbogen in der Cornelius-Gellert-Straße 20, der am 2. Januar 1995 von Bürgermeister Merwar eröffnet wurde. Die nahe Sportanlage (Stadion am Park) wurde im August 1985 von Bürgermeister Herbst und die angrenzende Parkanlage am 20. Juni 1993 von Bürgermeister Loot feierlich eröffnet. Den bisherigen Abschluss bildete der Kindergarten Am Eichberg, der am 1. November 2013 einweihung unter Bürgermeister Siebert feierte.

      Historische (nachweislich bekannte) Lehrer:

      - Lehrbeauftragter Pfannkuche in 1665
      - Lehrbeauftragter Opfermann in 1688
      - Lehrer Trebing in 1779
      - Lehrer Fiedler von 1800 bis 1820
      - Lehrer Wilhelm Jahn in 1825
      - Lehrer Wilhelm Wiegand in 1827
      - Lehrer Georg Heinrich Ebrecht um 1857
      - Lehrer Hempfing bis 1864
      - Lehrer Heinrich Stämmler ab 1864
      - Lehrer Klein in 1874
      - Lehrer Schubert in 1875
      - Lehrer Wilhelm Gundlach in 1876
      - Lehrer Grebe in 1879
      - Lehrer Simmenroth in 1879
      - Lehrer Freudenstein in 1883
      - Lehrer Conrad Henkel von 1884 bis 1910
      - Lehrer Georg Hartung von 1893 bis 1903
      - Lehrer Schäfer in 1922
      - Lehrer Lückert in 1930
      - Die Lehrer Geese, Beyer, Eberl, Seidel, Schiebner, Aust, Binding und Mengel ab 1946

      Altes Foto ALS vs. neues Foto

      Altes Foto WLS vs. neues Foto

      Schulalltag in den 70ern

      N' Anekdötchen

      Im Jahr 1716 ist die Anschaffung einer Sanduhr durch die Kirchengemeinde überliefert. Die Uhr wurde genutzt, um dem Schulmeister die sachgemäße Messung einer Schulstunde zu erleichtern, damit er diese nicht verkürzte oder verlängerte.  Sicherlich haben es auch damals schon findige Kinder in einem unbeobachteten Augenblick geschafft die Sanduhr schneller rieseln zu lassen, um den Unterricht vorzeitiger zu beenden. Doch Vorsicht, bis 1973 wurde Fehlverhalten leider noch mit körperlicher Gewalt (Prügelstrafe) gegenüber den Kindern bestraft. Als Kurhessen 1866 preußisch wurde, berichtet die Schulchronik außerdem, wie der Geburtstag des preußischen Königs in der Schule begangen wurde. Den Kindern wurde aus der Bibel vorgelesen, es wurde gesungen und es gab früher Schulschluss.

      ► Der weitere Weg führt Sie durch den Park. Halten Sie sich idealerweise auf dem Weg rechts der Teiche. Folgen Sie weiter dem Bachlauf des Umbachsgrabens. Jetzt befinden Sie sich in einem vermuteten Ausbreitungsgebiet des verschwundenen Dorfes Umbach. Am Parkausgang der Breiten Straße halten Sie sich links. 

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